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VEGETABIL GEGERBTES LEDER

VEGETABIL GEGERBTES LEDER

Leder ist ein Rohstoff, der eng mit der Geschichte des Menschen verbunden ist. Die Verarbeitung der Haut ist seit Jahrtausenden bekannt, um Kleidung, Decken oder auch Behausungen zu fertigen. Um sie geschmeidig zu machen, zu konservieren und zu schützen, wurden Konservierungsverfahren entwickelt, die man als Gerbung bezeichnet. Die klassische Ledergerbung wendet ein Verfahren an, bei dem viele aggressive Chemikalien zum Einsatz kommen; dies ist bei der vegetabilen (pflanzlichen) Gerbung nicht der Fall, bei der das Leder auf viel natürlichere Weise verarbeitet wird.

Die vegetabile Gerbung sorgt dafür, dass der Rohstoff stabilisiert wird und die Rohhaut zu einem festen, robusten und glänzenden Leder wird. Rinde, Zweige, Blätter und sogar Früchte werden in den Phasen des Gerbungsprozesses verwendet, der zwischen einem und drei Monaten dauern kann.


Es gibt einen echten Unterschied zwischen der pflanzlichen Gerbung und der klassischen Gerbung, denn die klassische Gerbung erfordert den Einsatz von Chemikalien. Die heute in der Modeindustrie am weitesten verbreitete Methode ist auch die umstrittenste: Es handelt sich um die Chromgerbung. Chrom wird in fast 85% aller Ledergerbungen verwendet. Es handelt sich um einen sehr aggressiven chemischen Prozess, der weit von dem natürlichen Aussehen entfernt ist, das man sich von dem in der Mode verwendeten Leder vorstellt. Die Verwendung von Chromsalzen ist extrem schädlich für die Umwelt und den Menschen. Trotzdem ist sie die gängigste Methode in der Textilindustrie, da das Verfahren schneller, ressourcenschonender und natürlich auch billiger ist. Es ist auch ein Gerbungsverfahren, das deutlich weniger Know-how erfordert.

Wir haben uns schon vor langer Zeit entschieden, das Prinzip der pflanzlichen Gerbung so weit wie möglich zu nutzen, auch wenn es teurer ist. Leder ist das Element, das den Charakter eines Melvin & Hamilton-Schuhs ausmacht und mit dem der Markenname verbunden wird. Hochwertiges, vegetabil gegerbtes Leder ermöglicht vielfältige, originelle und neuartige Farbtöne und -schattierungen, wie du sie nirgendwo sonst finden wirst. Die chemische Gerbung mit Chrom tötet die Eigenschaften der Haut ab und das Leder wird zu einem toten, starren Material ohne Charakter. Während die pflanzliche Gerbung die Geschmeidigkeit, den Glanz, die Struktur usw. bewahrt. Mit anderen Worten: die Persönlichkeit des Leders. Dieses natürliche Verfahren nimmt sich Zeit, um die Haut auf ein zweites Leben vorzubereiten und ihr eine perfekte Festigkeit und Langlebigkeit zu verleihen.



Vegetabil gegerbtes Leder


Altgegerbtes Leder, lohgegerbtes Leder, lohgares Leder, pflanzlich gegerbtes Leder oder vegetabil gegerbtes Leder sind Bezeichnungen für mit Eichenrinde, Fichtenrinde, Quebrachoholz, Tara-Schoten, Olivenblätter, Rhabarberwurzeln, Mimosarinde oder Schalen Kaffeebohnen in der Grube oder im Gerbfass gegerbten Leder. Der Gerbstoff ist dann ein Pflanzengerbstoff. Pflanzlich gegerbte Leder werden manchmal auch als Naturleder bezeichnet. 

Die Gerbung mit pflanzlichen Stoffen gibt es seit mehr als 5.000 Jahren und war über viele Jahrhunderte die Hauptgerbart. Von Verzierungen auf einem Sarkophag weiß man, dass die pflanzliche Gerbung im 4. Jahrtausend vor Christus in Ägypten bekannt war. Durch den Fund von Ötzi im Eis der Alpen weiß man, dass vor ca. 5.000 Jahren verschiedene Lederarten für verschiedene Verwendungszwecke hergestellt wurden. Es gibt keine genaue Angabe darüber, wo genau die pflanzliche Gerbung entstanden ist, da sie unabhängig voneinander in verschiedenen Kulturen entwickelt wurde. Es wird angenommen, dass verschiedene antike Zivilisationen wie die Ägypter, Griechen, Römer und Inder Techniken zur pflanzlichen Gerbung entwickelt haben.

Man geht davon aus, dass heutzutage nur noch 10 - 12% aller Leder pflanzlich gegerbt werden. Die Kosten- und Qualitätsvorteile der gesundheitsschädlichen  chromgegerbten Ledern hat den Anteil pflanzlich gegerbter Leder zu einer Nische schrumpfen lassen. Vor der Chromgerbung war die Gerbung mit pflanzlichen Gerbstoffen die dominante Gerbart. In der Nische, wo pflanzlich gegerbtes Leder die Nase vor anderen Gerbarten hat oder wo Lederliebhaber diesem natürlichen Gerbstoff den Vorzug geben, ist pflanzlich gegerbtes Leder stark und wird auch weiterhin seine Berechtigung haben.


Pflanzlich gegerbte Leder erkennt man meist an der braunen Durchfärbung. Da die Pflanzengerbung lange vor der Chromgerbung dominierte, sind insbesondere alte Leder häufig pflanzlich gegerbt. Heute werden insbesondere feste Leder noch pflanzlich gegerbt. Bei hochwertigen Schuhen z.B. für die Ledersohlen. Pflanzlich gegerbte Leder können aufgrund ihrer Formbeständigkeit auch sehr gut geformt, geprägt oder punziert werden. Leder kann bis zu 45% aus Gerbstoffen bestehen. Insbesondere pflanzliche Gerbstoffe werden stärker von Leder aufgenommen und füllen es daher besser, sind daher auch schwerer und können besser zu festen Ledern verarbeitet werden. 

Wirkstoff in der pflanzlichen Gerbung sind die Tannine als Polyphenole der Gallussäure. Diese werden von den Pflanzen eingelagert, um Fressfeinde fernzuhalten, deren Verdauung durch Tanninaufnahme negativ beeinflußt wird. Tannine finden sich in unterschiedlicher Konzentration in sehr unterschiedlichen Gewächsen; neben den bereits genannten Pflanzen auch in Wein, Kastanien, Hopfen, Sumach, Schwarzem und Grünem Tee. In Lebensmitteln werden Gerbstoffe als trocken, rau und pelzig wahrgenommen. So wird etwa der Geschmack eines Rotweins grundlegend davon mitbestimmt, welche Tannine in welcher Konzentration in ihm enthalten sind. Viele gerbstoffhaltige Pflanzen benötigen bis zu 30 Jahre Wachstum, bis die eine ausreichende Menge Gerbstoff produziert wird. Andere Pflanzen sind gerstoffreicher, wenn diese noch jung sind. Es gibt rund 300 verschiedene Planzenarten weltweit, die zur Gerbstoffgwinnung genutzt werden können. 


  • Eiche ist für alle Leder verwendbar. Man verwendet bei Eichen und Fichten die Rinde jüngerer Bäume, weil die mehr Gerbstoff enthalten. 
  • Kastanie macht ein hartes und rötliches Leder. 
  • Mimosarinde und Akazien machen Leder eher biegsam und geschmeidig. 
  • Valonea ist eine mediterrane, wildwachsende Eichenart, die vorwiegend in der Türkei und in Griechenland gedeiht. Deren Fruchtbecher mit gerbstoffreiche Schuppen (auch Trillo genannt), hat einen Gerbstoffanteil von 32%. Man kann mit Valonea Haptik weiches, sowie festes und zähes Leder machen. Mit Valonea gegerbtes Leder ist lichtechter als andere Pflanzengerbstoffe. 
  • Malettorinde kommt von einer in Westaustralien vorkommenden Eukalyptusart (Eucalyptus occidentalis), die bis zu 25 Meter hoch wächst. Die Gerbstoffanteil der Rinde ist mit 46 - 49 % außerordentlich hoch. Da die Pflanze inzwischen selten geworden ist, wird der Gerbstoff kaum noch genutzt.


Gerbstoff


Nicht jede Pflanze ist gleichermaßen gerbstoffhaltig. Tannin ist vor allem ein Stoff, der bei Stressreaktionen der Pflanze (etwa bei Parasitenbefall), ausgeschüttet wird. 


Auch innerhalb einer Pflanze variiert der Gerbstoffgehalt je nach Bestandteil:

  • Bei der Eiche befindet sich in der Rinde etwa 10% Gerbstoff (in älteren Bäumen nur noch 5%), in Gallen bis zu 70%. Das entstehende Leder ist hellbraun.
  • Fichtenrinde weist 15% Gerbstoff auf, im Fichtenholz sind es allerdings maximal 1%. Auch hier wird das Leder hellbraun.
  • Kastanien können bei alten Bäumen 10% Gerbstoff im Holz erreichen. Das Leder ist mittelbraun und zäh.
  • Weidenrinde hat 10% Gerbstoff und liefert gelbliches Leder.
  • Die Rinde alter Birken enthält 10% Gerbstoff. Das Leder ist ebenfalls gelblich, weich, aber unempfindlich.
  • Valonea hat mit 32% einen sehr hohen Gerbstoffanteil. Das Leder wird zäh und feste. 
  • Der Gallapfel enthält 55–65 % Gallusgerbsäure und die Knopper 25–28 % Gerbstoffe. Beides sind Wucherungen an Eichen durch die Eiablage der Gallwespe. Um die Larve entstehen gerbstoffhaltige Wucherungen. Die Ursprungsländer sind Ungarn, Jugoslawien und Österreich.


Die Trockensubstanz der an die Gerberei gelieferten pflanzlichen Gerbstoffextrakte besteht zu ca. 75 % aus Gerbstoffen, die von der zu gerbenden Haut aufgenommen werden und zu 25 % aus Nichtgerbstoffen. Über 90 % der im Gerbstoffextrakt enthaltenen Gerbstoffe werden im Gerbprozess vom Leder aufgenommen.



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